Ein Ort voller Leben und leiser Warnung
Zwischen hohen Bäumen, blühenden Hecken und weitläufigem Wiesenstreifen liegt ein Ort, der nicht lauter sein muss, um bedeutend zu sein. Hier gibt es keine spektakulären Fassaden, kein aufgesetztes Design. Und doch ist alles im Gleichgewicht, gewachsen, nicht geplant. Die Allee schützt mit ihrem Blätterdach, das Licht tanzt auf dem Boden. Wer hier geht, spürt: Das ist kein Ort von der Stange, sondern ein Stück Zuhause.
In den Zweigen verstecken sich Amsel, Meisen und manchmal, wenn man genau hinhört, der Zaunkönig, scheu, winzig und doch voller Stimme. Die Natur lebt hier nicht am Rand, sie ist mittendrin. Kinder fahren auf dem Gehweg Rad, Nachbarn unterhalten sich an der Hecke. Und zwischen all dem steht das Haus: nicht vordergründig, nicht protzig, sondern wie selbstverständlich Teil des Ganzen. Es nimmt Rücksicht auf die Straße, auf das Umfeld, auf die Geschichte dieses Viertels. Es gehört dazu, wie ein alter Baum, den man nicht einfach fällt, nur weil er nicht neu ist.
Und doch droht genau das: dass dieses organische Miteinander ersetzt wird durch das Kalte, das Funktionale. Wer die Neubauten der Genossenschaft gesehen hat, weiß, was gemeint ist, viel Fläche, wenig Seele. Alles gerade, alles effizient. Kalt wie der Plan selbst. Es läuft einem ebenso kalt den Rücken hinunter, wenn man sich vorstellt, was hier weichen soll und wofür.
Diese Bilder zeigen nicht nur einen Ort, sie zeigen Haltung. Sie erinnern daran, was man zerstört, wenn man denkt, dass Lebensqualität sich nur in Quadratmetern messen lässt. Wer genau hinsieht, erkennt: Es geht um mehr als Steine. Es geht um Verwurzelung. Um das, was man nicht bauen kann, nur bewahren.
Da steht ein intaktes Wohnhaus, 40 Wohnungen, alles mit stabiler Substanz, gepflegten Treppenhäusern, trockenen Kellern, grünen Höfen und teils frisch sanierten Badezimmern, und es soll ernsthaft abgerissen werden?
Nicht von einem profitorientierten Investor, sondern von einer Genossenschaft, die ihren Mitgliedern eigentlich Sicherheit und lebenslangen Wohnraum garantieren sollte.
Was ist das für ein Verständnis von Verantwortung? Was für ein Umgang mit Ressourcen und mit Menschen, die ihrer Genossenschaft vertraut haben?
Hier blüht, wächst und lebt es.
Zwischen den Häusern der Lornsenstraße gibt es keine toten Flächen, sondern Sträucher, die gepflegt wurden, Wiesen und alte Bäume, die Schatten und Heimat spenden.
Was hier über Jahrzehnte gewachsen ist, soll nun dem Bagger weichen?
Natur lässt sich nicht einfach neu pflanzen, Nachbarschaft auch nicht.


