Nicht nur in meiner Jugend, so wie ich hatten viele Jungs schon in der Jugend genaue Vorstellungen, was die Berufswahl angeht.
Bei mir gab es so einige Optionen: Feuerwehrmann, Polizist, Arzt, Lokführer, Fußballprofi oder natürlich Cowboy. Bei der großen Auswahl fiel es mir dann, etwas später, als es tatsächlich darum ging, sich zu bewerben, gar nicht so einfach, das Richtige zu finden. Irgendwo, irgendwann, waren die Traumberufe auf der Strecke geblieben. Jetzt stand plötzliche eine kaufmännische Ausbildung im technischen Bereich oder zum Thema Reisen hoch im Kurs.
So habe ich tatsächlich ganze zwei Bewerbungen verschickt. Vom Reisebüro erhielt ich leider eine Absage. Dafür wurde mir aber die andere Ausbildung angeboten und ich schlug auch zu. Nun frage ich mich oft, war das die richtige Entscheidung? Was ist aus meinen Kindheitsträumen geworden?
OK, als Cowboy eine Ganztagsstelle in unseren Breiten zu bekommen, war tatsächlich recht aussichtslos. Dazu hätte ich vielleicht in meiner Jugend bereits Richtung Westen auswandern müssen, aber ich wollte ja schon ungern auf Klassenfahrt. Das hatte sich also erledigt, auch wenn es sich klasse anfühlte, mit einem Revolver am Holster und einem Hut herumzulaufen.
Wenn nicht Cowboy, dann vielleicht Polizist? Ist dann zwar kein Revolver, aber so ähnlich. Und statt Hut, Mütze. Früher hatte man vor der Polizei auch noch Respekt, hat zu ihnen aufgesehen. Doch heutzutage wird diese Berufsgruppe immer wieder angegangen. Obwohl sie jeden Tag ihr Leben für die Allgemeinheit riskieren würden, hat das Ansehen leider sehr gelitten. Ich habe nach wie vor Respekt vor ihnen und denke oft, wenn ich in meinem kuscheligen Bett liege und eine Sirene höre, möchtest du jetzt an deren Stelle sein? Klares Nein!
OK, Feuerwehrmann. Mit der Uniform muss das doch Eindruck machen, Respekt und Anerkennung auslösen. Aber auch hier ist das leider nicht immer mehr der Fall. Da, wo alle weglaufen, wo alle schnellstmöglich herauslaufen, da laufen sie rein. Nein, dazu hätte ich viel zu viel Schiss.
Arzt, wie wäre es denn damit gewesen. Von der Kleinigkeit mal abgesehen, dass ich die Schule früher mehr oder weniger gehasst habe und meine Noten das auch gar nicht zugelassen hätten. Wäre ich der Typ gewesen, Patienten, Menschen, die ich vielleicht mag, oder Wildfremden, eine niederschmetternde Diagnose zu überbringen? Oder das ganze Leid live zu erleben? Im ganzen Leben nicht.
Lokführer ist ein cooler Job. OK, die Serie Jim Knopf war echt klasse, aber den ganzen Tag von A nach B fahren, bei Tag und Nacht, am Wochenende, ständig im Stress, mit einer riesigen Verantwortung. Nicht, dass ich keine Verantwortung übernehmen kann oder will, aber ist das noch ein Traumberuf? Die Zeit der Dampflokomotiven ist ja schon lange vorbei. Also nein, auch nichts für mich.
Bleibt nur noch der Fußballprofi. Das wäre natürlich eigentlich gar kein Problem gewesen, schließlich hatte ich stolz die 10 auf meinem Rücken beim Post SV. Und 10 Jahre hatte ich ja Erfahrung, was konnte da noch schiefgehen? Vielleicht lag es daran, dass meine sportlichen Qualitäten gelinde ausgedrückt absolut durchschnittlich waren. Klar, Fußballprofis können ein Vermögen in kurzer Zeit verdienen, wenn sie richtig gut sind. Aber die Zeit ist eben sehr, sehr kurz und dann liegen noch eine Menge Jahre vor einem. Und im Grunde ist das auch moderner Sklavenhandel. Oftmals kann sich der Spieler nicht einmal aussuchen, wo er spielt. Muss auf der Welt da sein, wo man ihn haben möchte. Das Schmerzensgeld ist oft sicherlich phänomenal, aber will man das wirklich?Nö, auch gestrichen, aus diversen Gründen. Aber, wenn ich gewollt hätte..
Rückblickend betrachtet war meine Wahl gar nicht so schlecht. Ok, die Auswahl war jetzt auch nicht so groß. Hätte mich natürlich noch weiter bewerben können, aber was man hat, hat man. Und bis heute übe ich diesen Beruf ja immer noch mit Freude aus, meistens.
OK, da ich sehr gerne verreise, hätte der Reiseverkehrskaufmann auch sehr gut gepasst. Pech gehabt, Hapag Lloyd, das habt ihr jetzt verbockt.
Wenn ich heute noch einmal die Wahl hätte, würde ich irgendetwas mit Marketing machen. So wie meine Seite gestalten, soziale Medien, anderen Tipps und Tricks verraten, kreativ sein.
Oder etwas mit Holz machen. Mit den eigenen Händen etwas herstellen. Ich liebe Holz und dessen Geruch. Aber auch hier hätte mich eine Kleinigkeit zurückgehalten. Ich konnte bisweilen keine Schraube von einem Nagel unterscheiden. Da hilft es dann am Ende auch nicht, dass ich das Holz gerne riechen mag.
Es ist, wie es ist. Klar, kann man sich jederzeit verändern. Aber will man das nach so vielen Jahren?
Also wenn ich erst einmal zu den neuen Mikro Influencern gehöre, dann starte ich noch einmal richtig durch. Dazu fehlen mir allerdings noch mindestens 951 Follower. Also, sei auch mal zufrieden, mit dem was Du hast.
Aber wenn Du mir jetzt sofort deinen Daumen hoch schenkst, sind es nur noch 950 Follower, die fehlen! Mal sehen, wo die Reise hingeht. 🙂
Wie schön, dass wir das alle nicht wissen!
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