Seit vielen Jahren sind Becca und ich im Urlaub immer auf große Reise gegangen. Meistens waren es die USA oder Kanada, viermal auch Kuba.
In den USA haben wir immer eine Mischung aus Abenteuer und Erholung daraus gemacht. Meistens haben wir zuerst die Umgebung mit dem Auto erkundet, das waren dann oft einige tausend Kilometer und dann am Ende, oder auch zwischendurch, „gechillt“. Einfach mal faul am Strand oder am Pool liegen. Morgens nach dem Aufstehen nur überlegen müssen, natürlich nach einem ausführlichen Walk und einigen Runden im Pool, gehts heute an den Strand oder bleiben wir am Pool. Gehen wir heute Abend ins Autokino und danach zu Red Lobster oder lieber in den Olive Garden zum Essen? Herrlich, so in den Tag hineinzuleben. Erholung pur.
Nun hatte 2020 „unsere aller Freund“ Donald Trump etwas gegen einen gechillten Urlaub und schloss die Grenzen. Damals hatten wir bereits für Mai gebucht und mussten stornieren. Das konnte ich gar nicht glauben. Rückblickend war das natürlich auch gut so. Wir waren froh, im eigenen Land in dieser ungewissen Situation zu sein.
Natürlich mussten wir unseren Urlaub trotzdem verbraten. Da wir damals bereits das Wandern als neue Leidenschaft entdeckt hatten, plante meine liebe Frau jeden Tag eine „kleine“ Wandertour ein. Anfänglich noch 15 km wurden es dann 20 km oder auch mal 30 km.
Spätestens im November 2020 sah ich uns bereits wieder in Fort Lauderdale am Pool liegen und abends in Miami Beach am Strand bummeln. Pustekuchen. Daraus ist bekanntlich dann auch wieder nichts geworden. So fand der Urlaub Anfang 2021 also erneut in Deutschland statt, wieder mit wandern.
Vor Kurzem hatten wir nun erneut 14 Tage Urlaub und ich mag es hier kaum schreiben, das Reiseziel hieß dieses Mal „Harz“. Früher habe ich gedacht, Urlauber im Harz, die dort wandern wollen, sind ältere Herrschaften, meistens mit Sandalen und Socken, beigen Westen, einem Hut und grauen Haaren. Dank Corona, wenn man unbedingt dieser schrecklichen Krankheit etwas Gutes abgewinnen möchte, ist Wandern plötzlich modern geworden. Was für eine Veränderung. Und soll ich Euch etwas sagen, ich habe mich darauf gefreut.
Ich muss zugeben, mit dieser Reise hatte meine Frau die meiste Arbeit, da sie die Planung übernommen hatte. Aber wenn ich jetzt gerade darüber nachdenke, habe ich das ja für die USA-Reisen immer gemacht. Vom Reisedatum, über den Flug buchen, Leihwagen, Orte usw. Also ist das ja nur ausgleichende Gerechtigkeit.
Es standen Orte wie Teistungen, Ballenstedt und Bad Harzburg für dem Plan. Alle drei Hotels mit einem Pool ausgestattet. So hat man zumindest etwas das Feeling von den USA.
Das Tagesprogramm war dann folgendes: Etwa 7:30 Uhr wecken, spätestens 8:00 Uhr schwimmen, ca. eine Stunde. Danach Frühstücksbuffet. Spätestens 10:30 Uhr zusammen mit dem Marschgepäck im Wanderoutfit bereitstehen. Los ging’s.
Becca hat Stunden damit verbracht, die Routen zu planen. Es musste immer mindestens ein Highlight dabei sein, es mussten mehrere Stempel für die Harzer Wandernadel in Reichweite sein und die Tour sollte auf meinen Wunsch keine 30 km Tour werden. Schön wäre es auch noch, wenn ich meine Drohne unterwegs mal starten könnte, was natürlich in Naturschutzgebieten untersagt ist.
Bei einigen Touren kam ich doch tatsächlich stark an meine Grenzen. Bergauf, bergab fühlen sich am Ende 24 km locker wie 48 km an. Manchmal kam ich mir vor, wie der Hase und der Igel. Wenn ich mich einen Berg hinauf quälte, war Becca immer gefühlt, vollkommen entspannt, bereits einige Meter vor mir oben. Ich muss zugeben, unter uns, manchmal habe ich sie an diesen Tagen etwas verflucht. Ich hatte oft das Gefühl, es geht nur bergauf. Schwitzend und schnaufend wie die Brockenbahn kroch ich hinterher. Immer meine iWatch im Auge, aber mein Puls war wider Erwarten völlig ok. Das freute mich natürlich und zeigte mir, ich bin ja richtig fit.
An jedem Tag schaffte Becca es mich zu beeindrucken. Es waren so tolle Highlights zu sehen, die ich im Leben nicht erwartet hatte. Mein Stempelbuch füllte sich auch täglich, es war einfach fantastisch. Der Harz hat wirklich eine Menge zu bieten und wird einfach unterschätzt, zumindest wurde er das von mir. So waren es unbeschreibliche Momente und wunderschöne Erlebnisse und Erfahrungen.
Und auch, wenn ich es eigentlich gar nicht zugeben mag, ich habe die USA gar nicht wirklich so sehr vermisst. Es war einfach schön.
Wenn man dann noch das Glück hat, diese Zeit harmonisch mit seinem Lieblingsmenschen verbringen zu dürfen, ist das ein ganz besonderes Privileg. Das weiß ich sehr zu schätzen!
Danke liebe Becca, für Deine vielen Stunden, die Du für die Planung investiert hast. Danke für Deine Geduld. Danke, dass Du immer dafür gesorgt hast, dass ich genug Naschis dabei hatte und an kühlen Tagen darauf bestanden hast, dass ich eine extra Jacke mitgenommen habe.
Danke, dass Du immer für mich da bist.
Danke, dass es Dich gibt!